Grußwort

Karla Klapproth

Liebeserklärung...

Cylia von Güldenwerth

Möglicherweise wird dies kein Grußwort, sondern eine Liebeserklärung für den Tervueren, aber ohne meine Gefühle ist ein Grußwort fast unmöglich.

Niemals hätte ich mir vor mehr als 30 Jahren vorstellen können, dass mein Leben sich u.a. um eine Rasse, eine Varietät – einen Hund – den Tervueren – drehen könnte.
Nie hätte ich ahnen können, dass ich mich in den Tervueren so verlieben würde, dass die meiste Zeit meines Denkens und Handelns eben diesem Hund – diesen Hunden – dieser Varietät und dieser Rasse den Belgischen Schäferhunden gewidmet sein würde. Aber es geschah.

Am Anfang stand ein Hund – eine Hündin – eine Notvermittlung, 9 Monate alt. Hässlich (nach Standard) ängstlich (nach Aussage anderer), dennoch liebevoll und von uns geliebt, und krank (Epilepsie). Sie beschloss ihr kurzes Leben in unseren Armen und ging aus unserem Leben, nicht aus unserem Herzen. Was blieb war die Keimzelle der Liebe zu dieser Rasse.

Wir suchten einen Welpen, eine Hündin und nach ihr folgten weitere Tervueren. Die Zucht begann mit allen Begleiterscheinungen die ich vorher so nicht in Erwägung gezogen hatte. Rüdenwahl, Deckung, Geburt, Aufzucht, Abgabe, Weiterbetreuung, schlaflose Nächte, Kummer, Freude, Schmerz, Tierarzt, Krankheiten, OP’s und Tod. Eigene Unsicherheiten, eigene Überlegungen, Schulungen, Erkenntnisse und eigene Beobachtungen. Ein weit umrissenes Thema. Überholte Vorstellungen auf Hundeplätzen in den Gehirnen von „Tierfreunden“ erschütterten sehr oft meine eigenen Vorstellungen und Ansichten, aber stärkten sie auch. Ich lernte, ich sammelte Erfahrungen. Und je mehr ich in meinen Hunden sah und las um so mehr liebte ich den Belgier. Er ist genau der Hund, den ich haben will und mit dem ich leben wollte und immer noch will.

Als ich dann meinen ersten Welpen holte schrieb man das Jahr 1977. Es gab keine Welpenspielgruppen, kein Agility, kein Breitensport etc. ausgenommen Schutzhundeplätze. Auf den ersten Ausstellungen sah ich viele Belgier, deren Nervenkostüm diese Belastung kaum überstanden. Auch das hat sich geändert.
Welpenprägung, Welpenspiel, Junghundegruppen und viele Sportarten sind in den letzten Jahren entstanden. Über die Qualität der einzelnen Ausbilder sagt das jedoch nichts aus. Es sagt auch nichts darüber aus, mit welchen Ansprüchen heute manch ein Welpenkäufer um einen Hund anfragt. Er soll perfekt, gesund, schön sein, er soll möglichst schon als Junghund auf alle Befehle sofort reagieren, er sollte nicht läufig werden oder Jagdtrieb zeigen, er muss mutig und sicher sein u.s.w. Wer das will sollte sich lieber einen Computerhund oder ein Stofftier ins Wohnzimmer stellen. Ein Hund ist ein Lebewesen mit allen Ansprüchen die eben das Leben so mit sich bringt. Und mit seinen Fähigkeiten, die das Leben ihm gegeben hat.

Kein Hund ist perfekt. Jeder Belgier ist ein Individuum mit all seinen Schwächen, Trieben, Verhaltensmustern, seien sie erworben, vererbt oder erlernt. Der schlimmste Feind dieser feinsinnigen, lernbereiten, sensiblen, anhänglichen, temperamentvollen Rasse ist der unsensible, perfektionistische und egozentrische Mensch. Leute, die nicht abwarten können bis der Tervueren seine eigene Reife erlangt hat, die seine wölfischen Fähigkeiten sich auszudrücken nicht verstehen gelernt haben, die mit übersteigertem Ehrgeiz Verhaltensänderungen bei ihm durchsetzen wollen, ohne dabei auf seine Psyche zu achten, sind keine geeigneten Anwärter für diese Rasse.

Ich habe gelernt, dass dieser liebenswerte Hund nur dann gedeihen kann, wenn man ihm seine Jugend lässt, sanft anleitet, mit Liebe und Verstand aufbaut, kleine Ängste übersieht, ihn in der Familie als Familienmitglied anerkennt, über seine Intelligenz lächelt und sich darüber freut, wie er seine Aufgaben löst. Ich habe gelernt, dass er nicht nur körperlich ausgelastet sein muss sondern auch für seinen Kopf und seine Sinne geeignete Aufgaben benötigt um sich zu einem zuverlässigen Partner zu entwickeln. Leise Worte, viel Fingerspitzengefühl und einen gerechten Partner Mensch ergänzen seine grandiosen Fähigkeiten.

Der Keimling der vor Jahren durch die erste Tervueren- Hündin gelegt wurde hat bei unserer ganzen Familie Wurzeln geschlagen. Ohne Belgier geht nichts mehr.

Es bleibt zu hoffen, dass die Aufklärung über diese spezielle Rasse und die Ansprüche an die Käufer dieser Rasse so bleiben und nicht ausufern. Niemals sollte der Mensch aus dieser wunderbaren Rasse durch falsche Selektion oder Ehrgeiz einen anderen Hund kreieren dürfen. Die Zucht sollte auch in weiteren 100 Jahren den Weg des Verstandes und der wissenschaftlichen Möglichkeiten gehen, ohne aber den Tervueren in seinem Äußeren und in seiner Mentalität zu verändern. Gerade das ist es nämlich was wir (und ich) an diesem Hund so lieben: Sensibilität, Arbeitsfreude, Gesundheit gepaart mit einem intelligenten Ausdruck und einem sehr ansprechendem Äußeren.

So grüße ich alle Freunde des Tervueren und danke dem engagierten Webmaster für seinen Arbeitseinsatz mit den vielen Links zum besseren Verständnis für unser gemeinsames Hobby: Dem Belgischen Schäferhund, ohne den ich nicht mehr leben kann.

Karla Klapproth